09 Dez 2017

Drei Typen - Gitarre, Bass, Schlagzeug. Barrenstein drücken den roten Knopf, Explosion. So kann eine Rockband mit schlauen deutschen Texten tatsächlich klingen? Soviel Wow war schon lange nicht mehr.

Hey, nichts gegen üppige Big Bands in Rock - doch letztlich geht nichts über drei Musiker. Drei, die kleinste denkbare Rockband-Unit, das Nirvana-Prinzip. Damit das funktioniert, muss sich die Band (nicht nur) live blind verstehen – und brennen wie Benzin. Barrenstein in Flammen. Klingt energetisch? Ist es halt auch.

Wobei der Verweis auf Nirvana eine Unschärfe besitzt, die nicht wirklich hilft, dieser Band auf die Spur zu kommen. Man sollte sich viel eher das Video zu ›Telefon‹ anschauen, dann gerät man ganz von selbst auf passendere Fährten, sieht sich erinnert an The Jam und deren Über-Klassiker ›Goin‘ Underground‹. Und kommt so zumindest dem Panorama, das diese Story hier aufmacht, etwas näher. Sänger Max muss grinsen, wenn er der notorischen Verweishuberei eines Bandinfos einen Knochen hinwerfen soll und sagt: »Barrenstein klingt vielleicht... wie ein Mix aus den Kinks, Motörhead und Tocotronic«. Was scheint wie aus der Hüfte geschossen, ist aber alles andere als eine Verlegenheitsaussage. Knallende Riffs stehen für die Musik der Kinks, Motörhead besitzen diese trockene Härte sowie den singenden Bassisten und Tocotronic texten auf Deutsch irgendwo zwischen Phantasma und Präzision - das alles findet man auch bei Barrenstein wieder, lange suchen muss hier niemand.

Zwei Jahre geht das mit Barrenstein nun schon, aber jetzt wird es ernst. Die erste EP ›Undercover in Moskau‹ lässt einfach keine anderen Schlüsse zu. ›Undercover in Moskau‹ - man muss schon wach sein, um sich zusammen zu puzzeln, was es mit dem Titel-Song auf sich hat. Homosexualität in totalitären Lebensumständen? Der Schluss liegt nahe, ziehen muss man diesen und andere aber schon noch selbst.

Die unwiderstehliche aktuelle Single ›Foto‹ hingegen kokettiert gleich mit Lebenshilfe und Magischem Denken, wenn sie dem Gegenüber atemlos zuruft: »Was du brauchst und was dir fehlt, ist mein Foto in deinem Portmonee! « – und wo andere Bands im Mittelteil bisschen die hohen Saiten dudeln, machen Barrenstein ein Break und bauen rund um ihre Version eines Gitarrensolos eine Dramaturgie, die den Song tatsächlich noch weiter nach oben drücken kann, der Anti-Fade-Out quasi.

Das Stück ›Neue deutsche Einsamkeit‹ ist eine Ansage – eine, die sich aber nie in Plattitüden zu verstricken weiß, schließlich geht es den Dreien nicht um die neue deutsche Eindeutigkeit. Barrenstein wirbeln den Staub auf, doch niemand wird vor vollendete Tatsachen gestellt, dafür ist die Band einfach zu smart.

Die Texte sind das Ding von Max, die Stücke bringt die Band nach seinen Ideen gemeinsam in Form. Ach ja, und Max‘ Nachname lautet übrigens... Barrenstein. Doch das soll keine falschen Fährten legen, Barrenstein ist nur der klangvolle Name, den dieses Projekt übergestreift hat - es ist kein Solo-Ding, es ist eine Band Band Band. Und wie die wirklich guten Bands stellt sie dabei mehr als nur die Summe der einzelnen Teile dar.

Diese EP mit ihrer Handvoll live eingespielter Songs eröffnet nun die Geschichte. Es ist eine Veröffentlichung, der man in ihrer Dringlichkeit anhört, dass da noch weit mehr brodelt. Exakt so verhält es sich dann auch: Barrenstein sitzen auf glühenden Kohlen in Form von einer ganzen Reihe weiterer Stücke. Ein Album wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, vorher wird aber erst noch der Tourbus wund gespielt.

Hier und jetzt nimmt etwas seinen Anfang. Etwas, das man nicht verpassen sollte. Mein gut gemeinter Rat zu einer unglaublichen Band.

Text: Linus Volkmann

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